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Gravenhorster Steinbruch

(Naturschutzgebiet Steinbruch Gravenhorst - Kennung: ST-100)

 

 

Seit über 100 Jahren baut die Firma Hollweg, Kümpers & Comp. KG in dieser Region Sandstein ab. Zahlreiche Aufschlüsse in der Landschaft sind Spuren dieser Firma. Im nördlichen Bereich des Teutoburger Waldes, heute ein unter Schutz gestelltes Gebiet, verbirgt sich ein alter langgezogener Steinbruch. Hier wurden Unterkreide-Sandsteine für den Handel mit Baustoffen bis zum 1.6.1964 abgebaut und seit 1994 ist dieser Steinbruch eine unter Schutz gestellte Fläche.

Während des 2. Weltkrieges wurde dort Munition für die Flakgeschütze, die auf dem Kamm entlang des Teutoburger Waldes standen, gelagert. Dazu waren zwei Bunkerkammern vorne an der Straße gebaut worden, zwei weiter standen an der westlichen Steinbruchwand im Steinbruch selbst. Nach dem Krieg wurde dort weiterhin Sandstein abgebaut, um Kriegsschäden an öffentlichen und historischen Gebäuden zu reparieren.

Eine Sandbank vor Ibbenbüren

Über einen Zeitraum von rund 40 Millionen Jahren lagerten sich vor den Toren Ibbenbürens mächtige Sandschichten ab. Heute bilden diese versteinerten Sandschichten, durch geologische Prozesse an die Oberfläche gedrückt, den Höhenzug des Teutoburger Waldes.

Diese zur Unterkreide zählenden Sandsteine des Teutoburger Waldes sind ehemalige Ablagerungen aus dem Küstenbereich des Rheinischen Festlandes. Hier wurden vom Berrias (tiefste Stufe der Kreide) bis ins Albium faktisch nur Sande abgelagert, die zu dieser typischen Formation führten. Nördlich Riesenbecks lagerten sich so bis zu 1300 Meter Sandstein ab.

Valangin (Bocketaler Schichten)

150 m

Hauterive (Schierloher Schichten)

500 m

Barreme (Gravenhorster Schichten)

230 m

Apt (Osning Schichten)

200 m

Alb (Dörenther Schichten)

250 m

Alb (Flammenmergel)

350 m

Der Gravenhorster Sandsteinbruch liegt in der Nähe des „Nassen Dreiecks“, da wo sich Dortmund-Ems-Kanal und Mitteland-Kanal treffen. Es ist ein Langgezogener (ca. 1,1 km lang, 80 bis 120 m breit), in zwei Stufen unterteilter Sandsteinbruch.Stratigraphisch wird dieser Sandstein (nach Mutterlose) ins obere Barreme, Zone des Oxytheutis germanica und Oxytheutis depressa gestellt.Die Schichten streichen mit 130° und fallen mit 40° nach SW ein.Bis vor wenigen Jahren standen dort noch die Gebäude für die Weiterverarbeitung des Sandsteines.

 

Steinbruch 1

 Alte Werkshalle

Abgelagert wurden diese Sande in einem Zeitraum zwischen 130,7 bis 126,3 Millionen Jahre. Subtropische Bedingungen, blaues Meer und ausgedehnte Sandstrände wären in der heutigen Zeit ein beliebtes Urlaubsparadies. Das Niedersächsische Becken war ein flach absinkender Trog der in weiträumige Küstenufer an Land endete. Die Meeresablagerungen sind aufgrund des niedrigen Salzgehaltes in weiten Bereichen brackisch, in Küstennähe sandig und in den tieferen Bereichen tonig. Das ausgedehnte Binnenmeer mit seinen weiten Küstenbereichen wurde von riesigen Waldgebieten und Sümpfen umgeben. Diese Wälder hatten mit dem, was wir heute unter Wald verstehen, noch nicht viel gemeinsam. Es war ein idealer Lebensraum für Insekten und Saurier. Flussläufe waren die Heimat von Krokodilen und Schildkröten, während weitläufige Farnsteppen und Küstenbereiche die bevorzugten Lebensräume von Herden, Pflanzen fressender Dinosaurier waren. Vereinzelt überflogen Flugsaurier diese Wald- und Küstenabschnitte.

Der Gravenhorster Sandstein an sich weist unterschiedliche Schichtungen auf, zwischen völlig mürben Sandstein bis zum sehr festen Werkstein, kommen weitere zwischenformen vor. Lagenweise lassen sich auch brotlaibartige Sandsteingeoden beobachten.

 

Steinbruch

 Blick in den Steinbruch 1991

Bei näherer Betrachtung des Sandsteins fallen Flächen mit Rippelmarken auf, aber auch fossile Krebsgänge vom Typ Orphimorpha alpha. Zur Ablagerungszeit lebten hier typische Sandbewohner zu denen Muscheln aber auch große Brachiopoden gehörten (s. Liste). Natürlich sind alle Schalen dieser Fossilien nicht überliefert. Sie bestanden aus Kalk der sich in dem Sandstein nicht erhalten konnte. Man findet demnach nur Abdrücke oder Steinkerne dieser Mollusken, aber auch Holformen von Belemnitenrostren. Lagenweise tauchen Treibholzreste oder abgerollte Kohlereste aus dem Wealden auf. Dazwischen sind Fiederstücke von Farnen (Weichselia), oder Reste von Cycadeen (Palmfarne) eingelagert.

 

Unterkreide Paläo

 Das Niedersächsische Becken der frühen Unterkreide (nach Kemper)

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Steinkerne von Fossilien aus dem Gravenhorster Sanstein. Das schwarze ist Wealdenkohle.

 

Der Sandstein wurde von der Firma Hollweg, Kümpers & Comp. KG vor allem für Gebäude und Brücken abgebaut. Dank seiner Farbe die von grauweiß, gelb sogar einen Stich ins rot hat, fand er auch Verwendung für Einfassungen von Türen und Fenstern und auf Friedhöfen, wurde aber auch im Straßenbau eingesetzt. Abgebaut wurde dieser Stein seit dem Mittelalter, auch der Barockbaumeister Conrad Schlaun (1695-1773) setzte diesen Sandstein schon für einige Bauwerke ein. Der Gravenhorster Sandstein besteht aus fein- bis mittelkörnigen Quarz zusammen. Weitere Bestandteile sind Schwermineralien wie Zirkon, Spinell, Turmalin, Granat und Feldspat.

Heute ist dieser ein Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Magerflächen und kleine Tümpel, aber auch die Steinbruchwände bieten Tieren wie Landkärtchen (eine Schmetterlingsart), Waldeidechsen oder einigen Fledermausarten ein sicheres Zuhause. Seine vielfältigen Kleinstlebensräume, bestehend aus Feuchtfläche, Magerrasen, Steilwänden und Felsspalten, Geröllfelder und Tümpel bringen die Artenvielfalt die alle auch erhalten müssen.


Muscheln:

  • Pinna robinaldina(D’Orb.)
  • Lima ferdinandi(Weerth)
  • Acesta longa(Roemer)
  • Camptonectis cinctus(Sow.)
  • Hartwellia tealbiensis(Woods)
  • Panopaea sp.
  • Thetironia sp.
  • Goniomya sp.
  • Thracia phillipsi(Roemer)

Armfüsser:

  • Lamellaerhynchia rostriformis(Roemer)
  • Terebratula moutoniana(D’Orb.)

Belemniten:

  • Oxyteuthinae

Ammoniten:

Bruchstück eines Paracrioceras elegans(Keller) (unpubliziert)

und diverse Pflanzenreste, darunter Fieder von Farnen

 

Text Harald Rohe

Erstellt: 12/2015

Letzte Aktualisierung:  2019